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Interview zum 1. Todestag von Jacques De Decker

Je vais promener ma truffe….mit diesem Satz verabschiedete sich Jacques De Decker, wenn er aufbrach zu seinen berühmten Spaziergängen durch Brüssel.

Im Gespräch mit seiner Ehefrau Claudia Ritter-De Decker erfahren wir mehr über diesen außergewöhnlichen Mann und über das gleichnamige Buch, das anlässlich seines ersten Todestages erschienen ist. Mitgewirkt haben 200 Künstler aus allen erdenklichen Sparten, Freunde und Kollegen. Es entstanden Textbeiträge in sechs Sprachen.

Un homme multiple, so lautet die mit einem Augenzwinkern in der Titelillustration des Buches verwendete Bezeichnung für den Autor, Theatermann, Poeten, Regisseur, Kritiker, Librettisten und Sohn eines Malers, der 1945 in Brüssel geboren wurde und am 12. April 2020 dortselbst verstarb.

Jacques De Decker war Vorbild und Inspiration für viele Menschen, seine Offenheit beispiellos. Zeugnis hiervon geben die Texte von Schriftstellern wie Amélie Nothomb, Jean-Philippe Toussaint, Geert van Istendael, Stefan Hertmans, Manfred Flügge oder Amin Maalouff, sowie von zahlreichen Schauspielern, Regisseuren, Musikern, Malern und Journalisten. Die Fotografien im Buch stammen von dem Brüsseler/Berliner Fotografen Eddie Bonesire.

Seine Liebe zur deutschen Sprache und zur Kultur dieses Sprachraums führte Jacques De Decker zu Brecht und Wagner, Leidenschaften, die sich für ihn keinesfalls ausschlossen. So verwundert es nicht, dass er mit Freude einen Teil seiner persönlichen Bibliothek der Universitätsbibliothek Paderborn im Kontext mit dem dortigen Belgienzentrum BELZ schenkte. Dort wird die Sammlung den Studierenden aus ganz Deutschland zur Verfügung stehen. Das Foto zeigt ihn übrigens bei der Einweihung der dortigen Belgien-Leselounge 2019.

Er war immer auf der Suche nach neuen Inspirationen, ein Wanderer zwischen den Kulturen, den Sprachen und den Künsten, vielseitig, talentiert, interessiert, lauschend, nie mahnend, begeisterungsfähig und tolerant. So haben wir, und so haben viele Menschen Jacques De Decker erlebt. Mit ganz persönlichen Erinnerungen zeichnen jede Autorin und jeder Autor mit an dem Bild, das von Jacques De Decker für immer in Erinnerung bleiben wird.

Je vais promener ma truffe, Marot Verlag Brüssel, 350 Seiten, ISBN 978-2-9301-1783-6 (mehrsprachige Version)